Im Klassenzimmer fällt die Handynutzung unter dem Tisch kaum auf – doch welche Lehrkraft kennt sie nicht, die gesenkten Köpfe der Schüler:innen, die nicht aktiv am Unterricht teilnehmen, sondern gedanklich irgendwo auf den sozialen Medien unterwegs sind? Wie anstrengend ist es, sie immer und immer wieder zu ermahnen, ihre Smartphones wegzustecken? Welche Regelungen braucht es, um schulintern eine klare, unmissverständliche Linie im Umgang damit zu zeigen?

Die Frage, ob Schüler:innen ihre Smartphones in der Schule nutzen dürfen oder nicht, ist seit Jahren Gegenstand kontroverser Debatten – erst recht nach den jüngsten PISA-Ergebnissen. Da Ende 2023 immer noch nur 15% der Schulen für alle Schüler:innen digitale Endgeräte hatten (75% wenigstens für einige Klassen) werden Smartphones alternativ für Unterrichtszwecke eingesetzt (Verband Bildung und Erziehung in Statista). Dagegen spricht das hohe Ablenkungspotenzial, das von Smartphones und ihrem Zugang zur digitalen Welt des Internets ausgeht. Das Ablenkungspotenzial ist groß – zu groß, um aktiv am Unterricht teilzunehmen?


In Angesicht der Metaanalyse “Gibt es den Brain-Drain-Effekt wirklich?” aus 2023, für die 22 Forschungsergebnisse analysiert wurden, erscheint es den Autoren Tobias Böttger, Michael Poschik und Klaus Zierer (von der Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät, Universität Augsburg) wichtig, dass die Menschen im Allgemeinen und Kinder und Jugendliche im Besonderen in Schulen und Klassenzimmern lernen, mit dem Ablenkungspotenzial von Smartphones umzugehen. Dazu braucht es Regeln.

Grund dafür ist laut ihnen unter anderem, dass die Nutzung von Smartphones einen großen Einfluss auf unser Arbeitsgedächtnis hat. Einige Studien zeigen, dass Menschen, die ihr Smartphone viel benutzen, oft weniger Kapazität im Arbeitsgedächtnis haben. Einerseits kann das Smartphone dabei helfen, unsere Aufmerksamkeit automatisch zu steuern. Andererseits kann es unsere Denkleistung verschlechtern, wenn wir auf eine Nachricht reagieren, die gerade nicht wichtig für unsere aktuelle Aufgabe ist. Tests in Fächern wie Mathematik, Deutsch oder Naturwissenschaften zeigen, dass Smartphones unsere Konzentration stören können. Selbst wenn das Smartphone nur in der Nähe liegt und nicht benutzt wird, lenkt es uns ab. Es fällt schwer, das Smartphone zu ignorieren.

Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Schüler:innen durch Smartphone-Nutzung in der Schule schlechtere Leistungen zeigen werden.

Laut dem Buch “Visible Learning” (2018, Tabelle von Seite 143) und der Studie von Klaus Zierer und John Hattie, welche auf 1.400 Meta-Analysen beruht, sind die schädlichsten Faktoren, also die “Verhinderer” für gute Schulleistungen:   

  • Angst (-37)  
  • ADHS (-0,90)  
  • Depressionen (-35)  
  • Langeweile (-0,49)  
  • körperliche Züchtigung im Elternhaus (-33)  
  • Unbeliebtheit in der Klasse (-23) (dieser Punkt steht auf einer anderen Buchseite)  
  • Fernsehen (-15)  

„Fernsehen“ dürfte heutzutage durch „Digitale Endgeräte, Online-Spiele und -Medien“ ersetzt werden können und die Negativwirkung deutlich stärker ausfallen. Absolut wahrscheinlich ist, dass sich durch hohen und ablenkenden Medienkonsum (auch im Unterricht) sowie körperliche Gesundheitseinschränkungen und psychisches Unwohlsein die Leistungen generell verschlechtern – möglicherweise auf Dauer (Annahme der Autorin).


Immer mehr Schulen denken über ein Handyverbot nach – aber ist das sinnvoll und zeitgemäß? Welche Regelungen können in Nutzungsordnungen getroffen werden?

Ich, Susanne Braun-Speck und Autorin des Beitrags, habe bereits vor Jahren (damals noch als Elternvertreterin) eine Handynutzungsordnung entwickelt und stelle diese hier kostenlos zur Verfügung. Link: https://media4schools.de/handy-nutzungsordnung/

Als ich 2018 Teil der Arbeitsgruppe wurde, war in den sechs Monaten davor nicht viel passiert: es gab eine halbe Seite als ersten Entwurf, der allerdings – für mein Verständnis – keine Option war. Nach einem Gespräch mit der Lehrerin, welche die AG leitete, schrieb ich in einer “Nacht-und-Nebel-Aktion” einen neuen Entwurf und sendete ihn ihr zu. Wir einigten uns darauf, unserer AG zu sagen, dass wir das gemeinsam geschrieben hatten – ich war an dieser Schule”nur” Elternvertreterin und eine Akzeptanz des Entwurfes natürlich höher, wenn er wie eine Teamarbeit wirkt. Nun: Wir besprachen den Entwurf dann in der AG, zu der zwei Lehrkräfte, davon ein Jahrgangsleiter, zwei Schüler:innen und ich gehörten. Es gab nur wenige Änderungen. Den überarbeiteten Entwurf verteilte der Jahrgangsleiter danach an die einzelnen Gremien in der Schule (Lehrerkonferenz, Schüler- sowie Elternvertretung) und schon wenige Wochen danach wurde die Nutzungsordnung auf einer Schulkonferenz verabschiedet. Vom Tempo her war das ein Rekord!

Inhalte der Nutzungsordnung für mobile Geräte sind:

  • Einleitung / Präambel
  • Grundsätzlicher Umgang mit mobilen Geräten in der Schule und auf dem Schulgelände
    • inkl. Pausen-Regelung
  • Nutzung im Unterricht
  • Gesundheitsaspekte
  • Persönlichkeits- und Datenschutzrechte
  • Folgen bei Missachtung der Nutzungsregeln

Da die Nutzungsordnung heute noch auf der Website der Schule zu finden ist, gilt sie vermutlich noch. Auf den ersten Blick wurde in jüngerer Zeit nur Ziffer 1.3 geändert. Dort steht jetzt: “In den regulären Pausen ist die Nutzung den SchülerInnen der Klassen 5-10 untersagt.” Dass dies durchsetzbar ist, halte ich für beinahe unmöglich – welche Lehrkraft kann und möchte in den Pausen in allen Ecken des Schulgeländes hunderte von Schüler:innen davon abhalten, ihr Smarthone zu nutzen? Selbst im Unterricht fällt das schwer. Ich beobachte und höre von Lehrkräften und Schüler:innen oft, dass zumindest in den höheren Klassen nichts dagegen getan wird, wenn Schüler:innen im Unterricht an ihrem Handy sind – es wird auf Eigenverantwortung gesetzt. Doch: das Ablenkungs- samt Suchtpotential ist eben groß und dagegen können sich selbst Erwachsene nicht wehren. Von daher halte ich es für Begrüßenswert, wenn Schulen gegen die spielerische, private Nutzung im Unterricht vorgehen – außer im Notfall natürlich. Doch wie? Vermutlich hilft nur, Unterricht so zu gestalten, dass er interessanter ist, als das was an digitalen Endgeräten möglich ist – doch das ist eine Herausforderung!

Mein Tipp: Generell sollten jegliche Regeln gemeinsam mit Lehrern, Schülern und Eltern erarbeitet werden, um die Interessen aller zu berücksichtigen und die Akzeptanz zu erhöhen!


Was ist der Grund für einzelne Formulierungen darin?

In der Präambel wird zunächst darauf hingewiesen, dass die Nutzung mobiler Geräte wie Smartphones in der Schule und auf dem Schulgelände grundsätzlich erlaubt ist. Dies vor dem Hintergrund, dass sie aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind und absolute Verbote schwer durchsetzbar wären, wie bereits geschrieben – sie sind Teil unseres Lebens geworden. Zudem werden Smartphones immer häufiger auch im Unterricht kurzzeitig genutzt. Und: Nicht selten haben sie einen besseren Empfang als die oft noch schlechten WLAN-Netze der Schulen. Außerdem sind sie eine Alternative zu Tablets, welche vielen Schüler:innen nach wie vor nicht zur Verfügung stehen.

Inwieweit es sinnvoll oder schädlich ist, dass Schüler:innen ihre Smartphones in den Pausen nutzen, kann so oder so gesehen werden: Einerseits hemmen sie das persönliche Miteinander und den sozialen Austausch unter den Schüler:innen, andererseits können sie aber auch ein entspannender Rückzugsort sein, in dem nicht kommuniziert werden muss.


Bei Prüfungen natürlich verboten, aber für den Unterricht sinnvoll.

Da bereits das Mitführen eines Smartphones bei Prüfungen als Täuschungsversuch gewertet werden kann, sollten Schüler:innen im eigenen Interesse darauf verzichten. Ein entsprechender Hinweis sollte in einer Nutzungsordnung enthalten sein.

Doch im Unterricht ist ein gezielter Einsatz absolut sinnvoll und im digitalen Zeitalter kaum noch wegzudenken. Für bestimmte Aufgaben wie das Recherchieren, als Lesegerät und um Erklärvideos anzusehen, zum Fotografieren und Filmen, Dokumentieren oder beispielsweise zur Durchführung von digitalen Lernspielen und Matheaufgaben kommen Smartphones, alternativ zu Tablets, infrage. Die Lehrkraft muss dann “nur” auf einen verantwortungsvollen Umgang achten und sicherstellen, dass Schülerinnen und Schüler ohne Smartphone nicht benachteiligt werden.


Persönlichkeitsrechte und Datenschutz

Natürlich müssen bei der Nutzung von Smartphones in der Schule die Persönlichkeitsrechte und der Datenschutz aller Beteiligten berücksichtigt werden. Auch bei Lehrkräften besteht teilweise Unsicherheit darüber, was sie dürfen und wo sie Grenzen überschreiten könnten. Deshalb wird in der hier besprochenen Muster-Nutzungsordnung auch darauf hingewiesen, dass Lehrkräfte beispielsweise keine Nachrichten auf Schülerhandys lesen dürfen. Und dass alle an der Schule Beteiligten keine digitalen Beiträge, Nachrichten, Fotos, Videos erstellen, ansehen, veröffentlichen oder verbreiten dürfen, die gegen die guten Sitten oder geltendes Recht verstoßen. Es versteht sich fast von selbst, sollte aber dennoch schriftlich festgehalten werden: Die Veröffentlichung oder Weitergabe von beleidigenden, rassistischen, diskriminierenden, pornografischen oder gewaltverherrlichenden Inhalten kann eine Straftat oder Ordnungswidrigkeit darstellen.


Machbare und faire Konsequenzen

Das eigene Smartphone ist für viele Jugendliche eine persönliche Kommunikationszentrale mit unendlich vielen privaten Informationen wie Nachrichten, Fotos sowie Videos und schlichtweg das Tor zur (digitalen) Welt. Sieht eine Nutzungsordnung der jeweiligen Schule also zu strenge Konsequenzen bei Regelverstößen vor, kann das böse enden und stellt möglicherweise einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Schüler:innen dar. Ein kurzfristiges Einsammeln der Smartphones und eine sichtbare Aufbewahrung im Klassenraum dürfte unproblematisch sein, eine Mitnahme ins Lehrerzimmer oder Sekretariat ist dann schon etwas anderes.

Durch klare, faire und ausgewogene Regeln kann die Handynutzung sinnvoll in den Schulalltag integriert und gleichzeitig konzentriertes Lernen ermöglicht werden.


Weder gut für die Seele noch für den Körper

Cybermobbing, die Verbreitung von Hass und Hetze, das Teilen von sexuellen Inhalten und Tierquälerei auf Plattformen wie TikTok und anderen sozialen Medien hat schwerwiegende Auswirkungen auf Schüler:innen. Smartphones machen solche negativen Erlebnisse erst möglich. Und es droht auch Suchtgefahr. Ständige Benachrichtigungen, soziale Medien und Spiele sind darauf ausgelegt, Nutzer möglichst lange zu fesseln und führen oft zu einem zwanghaften Nutzungsverhalten. Diese Abhängigkeit kann negative Folgen für die psychische Gesundheit haben, wie erhöhte Angst, Depression und Stress.

Doch die Nutzung von Smartphones birgt auch zahlreiche körperliche Gesundheitsrisiken, die nicht unterschätzt werden sollten. Jedes elektrische Gerät erzeugt elektromagnetische Strahlung, und Smartphones sind hier keine Ausnahme. Zum einen erzeugen sie hochfrequente Strahlung durch Mobilfunk bei Telefonaten und Datenübertragungen. Zum anderen erzeugt die Stromversorgung des Geräts niederfrequente Strahlung, die ebenfalls gesundheitsschädlich sein kann. Zudem führt der kleine Bildschirm zu einer schnellen Überanstrengung der Augen. Übermäßige Nutzung von Smartphones kann zu gesundheitlichen Problemen wie Augenbelastung, Schlafstörungen und einer schlechten Körperhaltung führen, da das ständige Überbeugen über das Gerät den Körper stark beansprucht.

Kurzum: Auch dazu gibt es entsprechende Regelungen in der hier besprochenen Muster-Nutzungsordnung – denn wer denkt über so etwas sonst wirklich nach?


Fazit: Einerseits scheinen Regelungen zur Art und Weise der Nutzung von digitalen Endgeräten wie Smartphones in Schulen ein Muss zu sein, andererseits kann im Rahmen der digitalen Bildung / Medienkompetenzförderung der Schüler:innen eine aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten einer Nutzungsordnung, beispielsweise im Informatikunterricht, erfolgen – und erhält damit einen zweiten Nutzen.


Quellen:

  • Braun-Speck, S. Nutzungsordnung für mobile Geräte in der Schule (Muster), 2018 geschrieben, 2020 veröffentlicht auf: https://media4schools.de/handy-nutzungsordnung/
  • Böttger T, Poschik M, Zierer K. Gibt es den Brain Drain Effekt wirklich? Eine Meta-Analyse. Verhaltenswissenschaften. 2023; 13(9):751. https://doi.org/10.3390/bs13090751
  • Hattie J,, Zierer K. Visible Learning: Auf den Punkt gebracht. Oktober 2018. Verlag: https://paedagogik.de/alle-anzeigen-paedagogik/product/visible-learning-auf-den-punkt-gebracht-953/
  • Verband Bildung und Erziehung. (21. November, 2023). Verfügbarkeit von Klassensätzen an Laptops, Tablet-PCs und Smartphones an der eigenen Schule in Deutschland im Jahr 2023 [Graph]. In Statista. Zugriff am 12. Juni 2024, von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1298496/umfrage/umfrage-zu-tablets-und-smartphones-in-schulen/

Foto: Schüler_am Smartphone_pokemon-1553971_1280-pixabay.de

 

 

 

 

Schülerzeitungen, Schulzeitungen und Schulblogs sind alles Formen von schulischen Veröffentlichungen, die von Schülern (m/w/d) und/oder Lehrkräften erstellt werden. Sie unterscheiden sich in Bezug auf ihre Formate/Themen, Autoren sowie ihre Rechte.

Schüler- sowie Schulzeitungen sind eigenständige Publikationen, welche wie eine reguläre Zeitung oder Zeitschrift wirken. Sie können in Papierform oder online veröffentlicht werden. Die Artikel schreiben in der Regel die Schüler:innen. Gemeinsam haben sie, dass sie die digitalen Fähigkeiten und andere Zukunftskompetenzen, sowie Lese- und Schreibkompetenzen der beteiligten Schüler:innen fördern. Ebenfalls können sie mit ihren Veröffentlichungen bei Wettbewerben teilnehmen. Schulblogs sind dagegen, von der Schulleitung oder Lehrkräften, online veröffentlichte Beiträge, welche in der Regel auf der Schulhomepage eingebettet sind.

Weitere Unterschiede:

  1. Schülerzeitungen:
    • Formate/Themen: Die Beiträge von Schülerzeitungen sollten und sind in der Regel journalistischer Natur. Sie können alle journalistischen Artikelformen enthalten, beispielsweise Nachrichten, Berichte, Interviews, Rezensionen, Umfragen und so weiter. Thematisch sind sie nicht auf Schulangelegenheiten begrenzt, sondern können über alles auf der Welt schreiben, insbesondere auch über Themen, die speziell Kinder und Jugendliche interessieren (Sport, Kultur, persönliche Interessen, Berufe und Jobs, Digitales, etc.). Tatsächlich gibt es aber auch Redaktionen, die nur über Schulangelegenheiten schreiben.
    • Autoren: Bei Schülerzeitungen schreiben Schüler:innen. Sie können richtige Jugendredakteure werden und den rechtlichen Status eines Journalisten erreichen (z.B. als Mitglied der Jugendpresse Deutschland)
    • Recht: Schülerzeitungen sind ein Mittel der Demokratieförderung in Schulen und unterstehen in den meisten Bundesländern von Deutschland (siehe jeweiliges Schulgesetz) außerhalb der Verantwortung der jeweiligen Schule. Sie können von Schülern auch komplett alleine (ohne Begleitung durch Lehrkräfte) geführt werden und unterstehen dem Presserecht. Schulleitungen haben nicht das Recht, sie zu zensieren und/oder zu kontrollieren.
  2. Schulzeitungen:
    • Formate/Themen: Schulzeitungen haben oft den Zweck, Lehrkräfte, Schüler und Eltern über Schulangelegenheiten zu informieren und die Schule in der Gemeinschaft zu repräsentieren. Thematisch beschäftigen sie sich überwiegend, wenn nicht sogar ausschließlich mit Ankündigungen und Berichterstattungen über Aktivitäten und Angelegenheiten der Schule, etwa Klassenfahrten, anstehende Veranstaltungen, neue Lehrer, etc.
    • Autoren: Hier schreiben Schüler:innen und ggf. auch Lehrkräfte. Teilweise arbeiten sie auch wie richtige Journalisten und es wird beispielsweise bei der Jugendpresse Deutschland kein Unterschied zu richtigen Schülerzeitungsredakteuren gemacht.
    • Recht: Schulzeitungen unterliegen, auch wenn sie von Schülerinnen und Schülern gestaltet sind, der Verantwortung der Schule. Herausgeber ist die Schulleiterin, der Schulleiter oder eine verantwortliche Lehrkraft. Diese haben volle Kontrollrechte.
  3. Schulblogs:
    • Formate/Themen: Schulblogs sind in der Regel auf der Schulhomepages eingebettet und haben einen persönlichen, nicht journalistischen Charakter. In seltenen Fällen gibt es auch explizite Schülerblogs. Im Unterschied zu Zeitungen/Zeitschriften enthalten sie überwiegend Ankündigungen und Berichte über Aktivitäten und Angelegenheiten der Schule, die in der Ich- oder Wir-Form geschrieben sind.
    • Autoren: Schulblogs können von Schulleitungen, Lehrkräften und/oder Schülern verfasst werden.
    • Recht: Für Blogs gibt es keine (uns bekannte) Schulgesetzesregelungen und Pressegesetze gelten für sie auch nicht, da sie kein journalistisches Produkt sind. Sie unterliegen als Online-Angebot (genauso wie die Homepage selbst) aber zum Beispiel dem Telemediengesetz (TMG).

Beispiele für rechtliche Formulierungen

Auszug aus dem Schulgesetz von SH dazu (in Bundesländern wie NDS, MVP, Hamburg und Bremen, sowie Berlin, BB, RLP, Saarland,  Sachsen-Anhalt und Thüringen steht es ähnlich geschrieben):

§ 86 – Schülerzeitungen. Schülerzeitungen sind Zeitungen, die von Schülerinnen und Schülern geschrieben und für Schülerinnen und Schüler einer oder mehrerer Schulen herausgegeben werden. Sie werden in der Schule verteilt, stehen außerhalb der Verantwortung der Schule und unterliegen dem Presserecht.

Auszug aus dem Schulgesetz von Niedersachsen, ähnlich auch im Schulgesetz von NRW:

§ 12 – Im Unterschied zur Schülerzeitung unterliegen die Schulzeitschriften, auch wenn sie von Schülerinnen und Schülern gestaltet sind, der Verantwortung der Schule. Herausgeber ist die Schulleiterin, der Schulleiter oder eine verantwortliche Lehrkraft.


Fazit: Bevor eine Publikation an Schulen herausgegeben wird, sollte zunächst das jeweilige Schulgesetz studiert werden. Außerdem sollte genau überlegt werden, welche Ziele erreicht und welche Themen behandelt werden sollen. Darüber hinaus sollte überlegt werden, welcher Zusatznutzen wie z.B. Demokratieerziehung, Medienerziehung (auch als WPU-Thema) etc. möglich ist und welche personellen und zeitlichen Ressourcen zur Verfügung stehen.

In Dänemark, und nun auch in Schleswig-Holstein, sollen Schulen im Rahmen einer „Experimentierklausel“ die Möglichkeit erhalten, innovative Konzepte zur Unterrichtsgestaltung, neue Leistungsbewertungsmodelle, eine freiere Handhabung von Kontingent-Stundentafeln, sowie neue Arbeitszeitmodelle zu entwickeln und zu erproben. Insbesondere Projektwochen geben Zeit und Struktur für solche Experimente!

  • In Berlin gibt es das „Modellvorhaben zur Verbesserung der Lernbedingungen”
  • in Brandenburg „Schulversuche zum individualisierten Lernen”
  • in Bayern etwa das „Pilotprojekt Individualisierung”

Wird das der große Wurf, mit dem das Bildungssystem revolutioniert werden kann? Auf jeden Fall sollen Konzepte gefunden werden, mit denen der Lehrkräftemangel aufgefangen werden kann und beispielsweise die Schüler: innen Zukunftskompetenzen entwickeln können. Das etwa über offene Lernformen, fächer- und jahrgangsübergreifenden Unterricht. Dafür können multiprofessionelle Teams (unterstützt von externen Bildungspartnern) Projektunterricht anbieten.

Online-Schul- oder Schülerzeitungen (Online-SZs) können so ein experimentelles Projekt sein. Genauer: ein digitales Lernprojekt mit vielen Facetten, welches in verschiedenen Orga-Formen angeboten werden kann.

Es gibt 7 verschiedene Möglichkeiten, um eine Online-SZ im Schulalltag zu implementieren. Sie kann von Schüler: innen komplett unabhängig betrieben, oder für unterrichtliche Zwecke genutzt werden – dies, um alle Bildungspotenziale ausschöpfen zu können!

Rein rechtlich betrachtet gibt es Schul- sowie Schülerzeitungen. Schulzeitungen verantworten Schulleitungen, Schülerzeitungen stehen außerhalb der Verantwortung der Schule – mehr oder weniger. Für beide Formen passt die Abkürzung „Online-SZ“.

Unterrichtliche Organisationsformen (3-7):

Da das Gründen und Betreiben einer Schülerzeitung ein enormes Bildungspotential hat, und die möglichen Lerninhalte vollumfänglich nur vermittelt werden können, wenn dafür Zeit und Rahmen vorhanden sind, bietet sich an, eine unterrichtliche Organisationsform zu wählen und damit das ganze „Paket“ nutzbar zu machen.

Unabhängig von Schulgesetzen sollte es im Rahmen der Demokratie-Erziehung natürlich so sein, dass Schülerzeitungs-Redaktionen ihre Rechte und Pflichten als Jugendpresse wahrnehmen können sollen – wegen der Pressefreiheit und so!

Beispiel: Organisationsform „Projektwoche“ (3)

Es gibt verschiedene Varianten, um Online-Schülerzeitungen in zeitlich begrenzten Projekt- oder Vorhabenwochen durchzuführen: jahrgangsübergreifend (V3.1) oder berufsvorbereitend jahrgangsbezogen (V3.2). Dafür ist es in jedem Fall erforderlich, im Vorwege einmal eine Online-Schülerzeitung zu gründen und technisch aufzusetzen – das gegebenenfalls von einem Webdesigner (Hier anfragen).

Basierend auf der einmal entwickelten Schülerzeitungs-Homepage, kann jedes Schuljahr aufs Neue (auch mehrmals pro Jahr) in Projekt- oder Vorhaben-Wochen jeweils eine Gruppe von Schüler: innen das digitale Arbeiten in einer Online-Redaktion erlernen und anwenden. Mit und ohne Lehrkräften; in jedem Fall schülerzentriert und ggf. Peer2Peer.

Für jede neue Projektgruppe wird jeweils eine eigene Unterseite oder eine Themen-Seite auf der Online-Schülerzeitung erstellt! Beispiel:


Beispiel der Orga-Form 3 mit jahrgangsbezogenen Projektwochen (V3.2.)

Schulen, die ihre baldigen Schulabgänger noch schnell etwas fitter für ihre digitale Lebens- und Arbeitswelt machen möchten, bieten so eine Online-Schülerzeitungs-Projektwoche berufsvorbereitend jahrgangsbezogen an. An Gemeinschaftsschulen beispielsweise in der 8. oder 9. Klasse; an Gymnasien beispielsweise in der 11. Klasse.

Eine Schule aus Schleswig-Holstein hat das im Herbst 2022 mit Media4Schools-Unterstützung erstmalig ausprobiert und für viele Jahre angedacht. Geplant ist, dass jedes Jahr jeweils in Jahrgang 11 zwei „Ausgaben“, das entsprechend in zwei Projektwochen, produziert werden.

In Zusammenarbeit mit der kompletten Deutsch-Fachschaft des 11. Jahrgangs haben wir im Voraus alles gemeinsam geplant und vorbereitet – bedeutet:

  • acht Lehrkräfte haben mindestens einen Media4Schools-Workshop mitgemacht und
  • es wurde ein Online-SZ Name gefunden und die Domain angemeldet (Ideen haben wir gemeinsam erörtert)
  • die Website wurde startbereit vorher aufgesetzt (auch durch Media4Schools)
  • eine federführende Lehrkraft hat u.a. für jede Klasse einen Benutzernamen im Content-Management-System erstellt
  • und jede Klasse hat ein Beitragsthema für sich festgelegt (eine Klasse hat beispielsweise nur Artikel über den Ukraine-Krieg verfasst).

Durch die klassenbezogenen Benutzernamen (etwa „BG21a“) können die Artikel einer Klasse dieser auch im Nachgang zugeordnet werden. Technisch ist es möglich, dass ein User zeitgleich etwa 5x angemeldet ist (bei 5 Teams pro Klasse). Die Schüler: innen haben unter die Artikel zudem ihre Vornamen geschrieben.

Die Projektwoche an sich wurde von 8 Deutsch-Lehrkräften mit 4 Klassen des 11.Jgs, in der Summe mit 98 Schülern geplant und durchgeführt. Dabei haben die Schüler: innen in Zwei- oder Dreierteams gearbeitet. Entstanden sind in der 1. Projektwoche 33 Artikel.

Weitere Informationen? Hier anfragen.

Am 31.3.2023 fand in Hamburg das SynaIT Symposium für nachhaltige Bildung in der IT statt. Veranstalter waren die Berufliche Hochschule Hamburg und der IT-Executive-Club. Media4Schools-Referentin Susanne Braun-Speck war als Moderatorin eines der World-Café-Workshops dabei! Auf dem Foto oben ist sie beim Pitch zu sehen – bei diesem stellte sie ihr Thema “Nachhaltigkeit in der IT” vor.

Ziel des Symposiums war es, Vertreter der Bildungsszene zusammenzubringen, um über nachhaltige Bildung in der IT zu diskutieren, Partnerschaften zu knüpfen und gemeinsame Konzepte zur Verbesserung auszuarbeiten. Besonders wichtig war es uns, das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten, um eine Basis für einen konstruktiven Austausch und gemeinsame Initiativen zu schaffen.

96 engagierte Teilnehmende und -gebende aus dem Bildungssektor und der Wirtschaft kamen hybrid (etwa 90% vor Ort) zusammen, um Ideen und Konzepte zur Verbesserung der nachhaltigen IT-Bildung von morgen zu entwickeln. Dabei waren nicht nur Hamburger, sondern Personen aus 6 Bundesländern; zwei reisten aus Berlin an und saßen mit König Charles, welcher gerade in Deutschland zu Besuch war, im Zug.

In verschiedenen Workshops wurden Themen wie:

  1. Kompetenzorientierung und Prüfen in der IT
  2. Berufs- und Studienorientierung für die IT-Berufe,
  3. Nachhaltigkeit in der IT (Ideen zu BNE und SDG4 wurden gesucht)
  4. und das Pflichtfach Informatik diskutiert.

Die Eröffnungsreden hielten Veranstaltungsleiter Hennig Klaffke (BHH), Insa Sjurts (Präsidentin der BHH) sowie Sven Heinsen (IT-Executive Club HH). Referenten / Workshopleiter waren, Julia Freudenberg (Hacker School), Monika Stausberg (Berufliche Schule ITECH), Susanne Braun-Speck (sii-kids & talents e.V. / Media4Schools) und Veranstaltungsleiter Hennig Klaffke.

Die lebhaften Diskussionen haben gezeigt, dass es ein großes Interesse gibt, die IT-Bildung nachhaltiger und qualitativ hochwertiger zu gestalten. Ergebnisse wurden auf TaskCards festgehalten.

Besonders nett war auch das Networking. Unternehmen, Hochschulen, Behörden, Schulen, Bildungsinitiativen, Stiftungen, Verbände sowie Studierende fanden sich mehrfach in der Aula zusammen, um gemeinsame Vorstellungen und Vorhaben im Bildungssektor zu diskutieren und sich auszutauschen. Es wurden viele neue Kontakte geknüpft und die Teilnehmer sind sich sicher, dass sie in Zukunft Schnittstellen haben werden, an denen sie zusammenarbeiten können. Für diesen Zweck gibt es die namentlich gleiche LinkedIn-Gruppe.

Von dem thematisch passenden, in 2022 erschienenem Community-Buch “Nachhaltige Bildung. Nachhaltige Schule” waren die Autorinnen Monika Stausberg und Susanne Braun-Speck dabei!


Ein World-Café ist eine Methode des moderierten Austauschs, die auf eine kreative und interaktive Art und Weise den Austausch von Ideen und Meinungen ermöglicht. Der Fokus liegt auf der kollektiven und konstruktiven Erarbeitung von Lösungen für eine bestimmte Fragestellung oder ein bestimmtes Problem.

Es findet in der Regel in einem größeren Raum statt, in dem mehrere kleine Gruppen von Teilnehmern an verschiedenen Tischen zusammenkommen – bei der SynaIT nutzten wir aber einzelne Räume, anstatt die Tische in der Aula. Aufgrund der Tiefe und Weite der einzelnen Themen verzichten wir auch spontan auf den Gruppenwechsel, welcher eigentlich für die Teilnehmer angedacht war.

Selbst so ein Event veranstalten? Gerne unterstützt Susanne Braun-Speck dabei! Kontakt

Hiermit liefern wir einige Unterrichtsideen! Den Flyer als PDF herunterladen geht hier.

Auf unserer Online-Schülerzeitung zum Thema “Ukraine-Krieg & das Leben in Deutschland” gibt es aktuell mehr als 100 Artikel – von Schüler:innen geschrieben. Lehrkräfte könnten ihren DAZ-Schüler:innen in Freiarbeitszeit die Aufgabe geben, darauf zu lesen. Mittelfristig dürften sie dadurch ihre Lesekompetenz stärken; das über Themen, die sie interessieren dürften.

Die Website ist mehrsprachig angelegt! Kleiner Hinweis dazu: Aktuell müssen wir noch den Google-Translator dafür nutzen. Leider sind die Übersetzungen ins Ukrainische manchmal missverständlich. Unser Vorschlag ist, dass Schüler:innen explizit darauf hingewiesen werden, dass sie ggf. Dinge hinterfragen.

Auch für deutschsprachige Schüler:innen sind auf der ukraine-bulletin.de Themen, die z.B. in einer Freistunde gelesen und ggf. mit Aufgaben versehen werden können. Wie wäre es mit einer Pressetext-Analyse in Deutsch? Und der Aufgabe, eine Stellungnahme dazu zu schreiben?  Schüler:innen können sich darin zu Thema, Aufbau, Inhalt, Sprache und Internet-Lesbarkeit äußern, sowie die Intention des Autors (m/w/d) herausfinden (was hat oder wollte er/sie herausarbeiten?).

Natürlich wäre es toll, würden noch weitere Artikel erscheinen. Insbesondere würden wir uns freuen, wenn Ihr vielleicht ein Interview mit Ukrainer:innen macht. Das beste Beispiel dafür ist das Interview vom Schüler Florian mit Katya. Aber ein Lehrer-Interview ist auch super, siehe Beispiel.

Alternativ sind auch inhaltliche Auseinandersetzungen mit Artikelthemen möglich, das in den Fächern wie Wirtschaft / Politik, Geschichte, Weltkunde, Biologie (Umwelt & Natur). Siehe passende Kategorie auf der Startseite.

Link zur Homepage

Beitrag aus dem Community-Buch “Nachhaltige Bildung. Nachhaltige Schule”. Autorin: Susanne Braun-Speck. Der Beitrag (mit Bildern und Grafiken) als PDF herunterladen > klick hier.

Digitalisierung? Lehrkräfte-Mangel? Schüler:innen aus der Ukraine? Wie können der Schulalltag, die digitale Transformation und nachhaltige Schulentwicklung realisiert, wie kann hochwertige, chancengerechte Bildung entsprechend Nachhaltigkeitsziel 4 in Schulen gewährleistet werden? Die Antwort liegt in SDG 17: (Bildungs-) Partnerschaften zur Erreichung der Ziele.

Ohne externe Partner steht das Bildungssystem vor einem beinahe unlösbaren Personalproblem, wie im Laufe dieses Beitrages ersichtlich wird!

Am 29. Mai 2022 veröffentliche das Institut für Wirtschaft (* Quelle 1a), dass durch die ukrainischen Schüler:innen hochgerechnet zwischen 13.500 und 19.400 Lehrkräfte zusätzlich gebraucht werden, in Kitas ähnlich viele Betreuer. Zur Lösung dieses Personalproblems sollen einerseits Lehrkräfte aus dem Ruhestand zurückgeholt und andererseits ukrainische Lehrkräfte eingestellt werden. Wie viele Lehrpersonen geben ihren Ruhestand auf? Wie überwinden ukrainische Lehrkräfte die Sprachbarriere?

Das ist nur ein akutes Personalproblem. Doch Schulen stehen ständig vor neuen Herausforderungen und Aufgaben! Zum Beispiel sollen sie jetzt und in naher Zukunft…

  • Bildung für nachhaltige Entwicklung und Entrepreneurship (Gründergeist) Education inkludieren
  • das Pflichtfach Informatik einführen
  • und/oder Digitale Bildung nachhaltig in alle Fächer integrieren
  • dafür medienpädagogische Konzepte (weiter-) entwickeln
  • (mehr) digitale Endgeräte beschaffen und regelmäßig nutzen
  • fachübergreifende nachhaltige Schulentwicklung gestalten
  • Lehrkräfte-Fortbildungen und Schüler-Projekte durchführen
  • IT-Netzwerke betreuen & technischen Anwender-Support leisten
  • weiterhin mit sozialpädagogischen Herausforderungen kämpfen
  • Geflüchtete, aktuell aus der Ukraine, integrieren
  • und Vieles mehr

Wie sollen Schulen das realisieren? Trotz Lehrkräftemangel, welcher seit Jahren stetig steigt? Trotz viel zu wenig „Informatik“-Lehrkräften und Medienpädagogen?

Aktuell und in den letzten Jahren gab es je Schule ein bis zwei Lehrkräfte, die als „Digitalisierungs-Experten“ gelten und zwei (manchmal mehr) bezahlte Zusatzstunden pro Woche haben, um als technische Ansprechpartner und Supporter zu agieren. Für alle Endgeräte-User an ihrer Schule mit beispielsweise 800 Schülern und 60 Lehrern. Wie sollen sie diese umfangreiche Zusatzaufgabe für so viele User in so kurzer Arbeitszeit bewältigen können? Erzählt wird auch von Schulen, wo die Schülertechnik-AG – auch oder insbesondere während des Unterrichts – IT-Support leisten und den Lehrkräften helfen. Wohin dieser Zustand in der Corona-Krise geführt hat? Jede Lehrkraft, alle Schüler:innen und ihre Eltern haben eine eigene Antwort darauf.

So oder so: Wer leitet und steuert IT- und Medien-Projekte in Schulen? Und schreibt ein Medienentwicklungskonzept mit IT-Knowhow? Wer beantwortet die vielen Fragen der Anwender? In oben genanntem Beispiel der 860 Anwender? Wer liefert Support vor Ort? Wer installiert neue Geräte, z.B. digitale Whiteboards?

Ein vergleichsweiser Blick in die Wirtschaft: In Unternehmen mit so vielen Mitarbeitern gäbe es eine ganze IT-Abteilung! Mit 20, 30 oder mehr IT-Fachkräften. Wie sollen Schulen das ohne vergleichsweise viele IT-Mitarbeiter schaffen? “Das Problem zu lösen, ist Aufgabe der jeweiligen Schule”, sagte Schleswig-Holsteins Digitalisierungs-Minister Jan Philip Albrecht, als ich ihm 2019 in Kiel diese Frage stellte. Es müssten halt Personal-Ressourcen dafür freigeschaufelt werden. Doch: Lehrkräfte sind dafür nicht ausgebildet, weswegen „Personal freischaufeln“ nicht die richtige Antwort sein kann.

IT-Fachkräfte könnten solche Aufgaben, die mittlerweile fast existenziell sind, übernehmen. Sie könnten “Digitalisierungs-Manager für Schulen”, „Medien-Coaches“  oder „Schul-Supporter“ sein.

Das Berufsprofil “Digitalisierungs-Manager für Schulen” hatte ich bereits 2018 entwickelt und in Schleswig-Holstein wie auch in Berlin an manch einer Stelle vorgestellt (per E-Mail). Doch der Digitalisierungs-Transformationswunsch und die IT-Lehrkräfte-Not waren offensichtlich nicht groß genug – jetzt, nach Corona, dürfte das anders sein. Sollte an dieser Stelle mehr über das Distanzlernen, über Homeschooling während der Corona-Pandemie geschrieben stehen? Über die flächendeckende untragbare, katastrophale Situation für alle am Schulsystem beteiligten? Ich lasse es, verweise aber auf einen Artikel, den ich mit Jugendlichen für unsere Schülerzeitung geschrieben hatte: Ausgebremst! Corona, Homeschooling & die Folgen für Ki/Ju. 5.

Nur auf ein Thema, von Vielen selbst erlebt, möchte ich hier eingehen. Während der Homeschooling-Zeit brach oft die Internetverbindung ab oder war grundlegend zu schwach; bei Online-Konferenzen hatten viele noch nicht einmal Ton – wie soll so digital kommuniziert werden? In meinen Lehrkräfte-Workshops hörte ich ständig von solchen Situationen. Manchmal fielen im Nachgang auch Beschwerden – ich hätte ja gesagt, das empfohlene Online-Konferenztool würde super funktionieren, täte es aber nicht. Doch. Denn die Ursache für die Probleme liegen woanders. Aber wo?

Spezialisierte IT-Experten hätten helfen können.

Netzwerk- und System-Administratoren in jedem Fall, aber auch Medien-Coaches und/oder IT-Berater hätten vermutlich gewusst, wie ich selbst auch: Am Online-Konferenztool selbst liegt es nicht. Ich selbst nutzte BigBlueButton, welches seit 2007 für die Bildungsbranche entwickelt wird. Es ist datenschutzkonform und bietet mehr integrierte Funktionen als ähnliche Tools: insbesondere ein digitales Whiteboard als Tafelersatz. Wenn meine Fortbildungs-Teilnehmer Zuhause waren und sich vor dort in die Onlinekurse einwählten, gab es nur vereinzelt Verbindungsprobleme – Zuhause hatten und haben sehr viele Teilnehmende eine stabile Internetverbindung. Doch nahmen die Lehrkräfte von ihrer Schule aus teil, war die Nutzung des browserbasierten Videokonferenztools am Computer oder Tablet manchmal völlig unmöglich. Einziger Ausweg: das eigene Handy benutzen, wobei aber Datenvolumen nötig ist und verbraucht wird. Selbiges wurde während des coronabedingten Distanz-Unterrichts erlebt, was das Homeschooling erheblich erschwerte, wenn nicht sogar unmöglich machte.

Was ist jeweils die tatsächliche Ursache für diese Verbindungsprobleme? Die übliche Antwort: Das liegt am Videokonferenztool! Das ist schuld! Aber: das ist falsch! Ja, die nicht-datenschutzkonformen APP-basierten Videokonferenz*-Tools (kurz: ViKo) funktionieren besser, als datenschutzkonforme Browserbasierte, aber grundlegend ist die Ursache woanders zu finden. Wer beruflich aus der IT- und Medienwelt kommt, würde fragen: Liegt es am (W)LAN der Schule? Am Landesserver? An den Endgeräten? Am Benutzer? An alten Kabeln oder falsch verlegten? An dem Server, auf dem das Videokonferenztool installiert ist? Gerade bei Bigbluebutton (kurz: BBB), welches u.a. auch in den Lern-Management-Systemen Moodle und iServ verwendet wird, war häufig das Problem, dass nur die Mindestkonfiguration* mit 4 CPU-Kernen und 8 GB Arbeitsspeicher pro BBB-Server eingerichtet war. Diese muss bei vielen ViKo-Nutzern aber deutlich höher sein. Umso mehr Nutzer, umso höher – aber wer weiß das schon? Wer sollte in Schulen herausfinden, was das Problem mit den Videokonferenzen ist, und wie das Problem behoben werden kann? Wer? Es gibt in den Schulen niemanden, der einschlägiges Knowhow und die Zeit für so etwas hätte. Niemand ist Netzwerk- und Systemadministrator (ein Ausbildungsberuf: Fachinformatiker:in Fachrichtung Systemintegration), Informatiker, Digitalisierungs-Manager oder IT-Berater. Letztere wissen sowas ggf. auch nicht, denn sie sind eher IT-Generalisten und keine spezialisierten Techniker oder Administratoren.

Deutlich wird auch: solche Tätigkeiten gehören nicht zum digitalen Lehren und Lernen dazu – die Aussage „Schulen brauchen Informatiker für digitale Bildung und digitale Transformation“ ist also nicht ganz richtig.

Tatsächlich gibt es mehr als 150 IT- und Medienberufe.

Für jeden dieser Berufe ist eine einschlägige Ausbildung oder Studium erforderlich – wobei Quereinstiege in der IT- sowie Medien-Branche durchaus üblich sind. Siehe Berufeglossar*4.

Entsprechend ist verwunderlich und ein Ding der Unmöglichkeit, dass Politik und Gesellschaft erwarten, dass Lehrkräfte das mal eben „nebenbei“ lernen und leisten. Dafür sind sie nicht ausgebildet. Nicht digital-affinen Lehrkräften darf entsprechend kein Vorwurf gemacht werden! Zwar ist auch bei Politikern mittlerweile die Botschaft angekommen, dass Schulen „IT- und Medienexperten“ und mehr Informatik-Lehrkräfte brauchen – aber: wann die kommen können und wo sie gefunden werden sollen, steht in den Sternen. Denn:

Es gibt zu wenig Informatik-Lehrkräfte, aber der Bedarf steigt. Und: IT- & Medien-Experten am Arbeitsmarkt fehlen auch!

Problem: Lehrkräftemangel, insbesondere im MINT-Umfeld

In Deutschland wird der Lehrkräfte- sowie Sonder- und Sozialpädagogen-Mangel immer größer. Zwar spricht die Kultusministerkonferenz (KMK) auch im März 2022 nur von einem Mangel von 2.700 Lehrkräften bis zum Jahr 2026. Danach rechnet sie in einigen Schulformen sogar mit einem Überangebot an Lehrkräften. Aber: Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat errechnet, dass im Jahr 2030 bis zu 155.000 Lehrkräfte fehlen könnten. In der Pressepräsentation vom 31.3.22 des VDE von Bildungsforscher Prof. i. R. Dr. Klaus Klemm (Universität Duisburg-Essen) steht u.a. geschrieben: „Dem von der KMK bis 2035 ermittelten Bedarf von 501.420 Lehrkräften steht nach Angaben der KMK bis dahin ein Angebot von 477.580 neu ausgebildeten Lehrkräften gegenüber, so dass 23.840 Lehrkräfte fehlen werden. Wenn das
Neuangebot bis 2035, wie es Klemm ermittelt, dagegen nur bei 374.300 liegen wird, fehlen bis dahin dann 127.120 neu ausgebildete Lehrkräfte.“ *1c

Laut weiterer Tabellen von Prof. Klemm, basierend auf Erhebungen des Bundeslandes NRW, werden beispielsweise in NRW immer mehr MINT-Fachkräfte fehlen. Das I in MINT steht für Informatik und hier liegt die Bedarfsdeckungs-Quote in NRW im Jahr 2030/31 vermutlich bei nur 5,8 %.

Mit so unfassbar wenigen Fachlehrkräften wird digitale Bildung nicht gelingen können!

An dieser Stelle möchte ich lediglich tiefer auf den Informatik-Lehrkräftemangel eingehen, denn dieser hat unmittelbaren Einfluss darauf, ob überhaupt und wie nachhaltig unsere Schüler:innen auf ihre digitale Lebens- und Arbeitswelt vorbereitet werden können.

In Schleswig-Holstein zum Beispiel gab es im Jahr 2019 lediglich 164 Informatik-Lehrkräfte für ALLE allgemeinbildenden Schulen (758 im Jahr 2020) sowie beruflichen Schulen (34 im Schuljahr 2019/20) zusammen also 792 Schulen (*2b). Der Abgeordnete Martin Habersaat (SPD) hatte beim Landtag eine entsprechende Anfrage gestellt, siehe Quellenangabe *2a

Laut Dreisatzrechnung sind das 0,2 Informatik-Lehrkräfte pro Schule gewesen?!

Für 290.000 Schüler:innen an allgemeinbildenden Schulen sowie 88.000 an Berufsschulen des Bundeslandes Schleswig-Holstein gab es so wenig?! Zwar soll es in 2022 bereits deutlich mehr Informatik-Lehrberechtigte geben, aber dazu dürften wohl auch die für Informatik-Unterricht neu zugelassenen Lehrkräfte mit entsprechenden Weiterbildungen gezählt worden sein.

Wer Informatik studieren möchte, tut dies immer seltener, um Lehrkraft zu werden. Das Arbeiten in der Wirtschaft ist viel attraktiver. Als Alternative werden Lehrkräfte anderer Fächer nun weitergebildet. In 2021 begann in SH zum Beispiel die Weiterbildung von 75 Lehrkräften im Fach Informatik. 200 weitere Lehrkräfte sollen infolge dafür qualifiziert werden. *2c In Wahrheit werden sie fachfremde Quereinsteiger sein und haben weder Informatik noch irgendetwas mit digitalen Medien studiert oder in einer Berufsausbildung gelernt. Hätten sie 10, 15, 20 oder mehr Jahre praktische Berufserfahrung als Quereinsteiger, wäre das ja in Ordnung. Denn Praxiserfahrung ist in einigen Berufen deutlich mehr wert als ein theoriegeprägtes Studium. Aber so eine Praxiserfahrung haben diese neuen IT-Lehrkräfte ja nicht.

Ob das zielführend ist? Können diese Peer2Peer ihre Kollegen:innen und Schüler:innen fit für ihre digitale Lebens- und Arbeitswelt machen? Aber so oder so wird die Anzahl der für Informatik-Unterricht zugelassenen Lehrkräfte nicht reichen! Und:

Wer vor 20 oder 30 Jahren Informatik auf Lehramt studierte, hat veraltete Kenntnisse.

Aufgrund der Altersverteilung der Lehrkräfte dürften rund 2/3 vor so langer Zeit studiert haben.

Damals wurde während des Studiums zum Beispiel Cobol- oder Assembler-Programmierung gelernt. Hiermit können sie Schüler:innen in den 2020er Jahren und später nicht die notwendigen digitalen Kenntnisse inklusive Medienkompetenz in all seinen Facetten mit Kommunikations-, Kollaborations-, Kreativitäts-Techniken, und den gesetzlichen Rahmenbedingungen, Datenschutz und jüngsten Themen wie Künstlicher Intelligenz vermitteln.

Als Referentin für digitale Bildung hatte ich (Susanne Braun-Speck) in den letzten Jahren auch immer wieder Informatik-Lehrkräfte in meinen Workshops. Zum Beispiel im WS „Digitale Projekte planen – egal ob Website, Schülerzeitungen oder Wiki“. Anfangs war ich besorgt, sagte: „Was machst Du hier? Du bist doch als Informatik-Lehrkraft bereits qualifiziert. Was soll ich Dir vermitteln können?“ Deren Einwand lautete immer so oder ähnlich: „Warte mal ab. In meinem Studium habe ich doch etwas ganz Anderes gelernt.“ Ich lernte: so ist es! Klassische Informatik ist für jegliches digitales Medium zwar die Basis, aber wie wir sie im Schulumfeld und Alltag verstehen und nutzen, hat damit wenig zu tun! Wer braucht dafür beispielsweise Datenbank- und APP-Programmier-Kenntnisse?

Aus diesem Grunde, und weil es circa 150 verschiedene IT- und Medienberufe gibt *6, und nicht nur „Informatiker“, müssen sowohl das neue Pflichtfach Informatik als auch der Lehrkräftebedarf neu gedacht werden.

Zudem: Auch IT- und Medienexperten können am Arbeitsmarkt nicht gefunden werden!

Selbst wenn die Politik bereits flächendeckend in allen Schulen IT- / Digitalisierungs- und/oder Medien-Experten vorsehen würde, sowie das Pflichtfach Informatik & digitale Medien eingeführt wäre:

Am IT-Arbeitsmarkt fehlen laut dem Branchenverband BITKOM circa 96.000 IT-Fachkräfte (Stand: Jan/Feb 2022, *6). Wie also sollen für die 41.101 (*7) allgemein- und berufsbildenden Schulen in Deutschland „IT-Fachkräfte“ gewonnen werden?

Zitat von Bitkom: „Der sich verschärfende Mangel an IT-Spezialistinnen und -Spezialisten wächst sich zu einer ganz realen Bedrohung für Deutschlands große Transformationsaufgaben aus. Das Thema digitale Bildung gehört ganz oben auf die Prioritätenliste der Bundesregierung.“

An digitaler (Weiter-) Bildung arbeiten alle irgendwie, auch in Schule, auch in den Fortbildungs-Instituten der Länder. Doch: Für eine flächendeckende digitale Transformation brauchen wir viel, viel mehr Experten, auch oder insbesondere an Schulen, als wir haben. In einer Pressemitteilung des BMBF (*8a), von Bettina Stark-Watzinger und Karin Prien, vom 4.3.22 heißt es zur Beantragung von Mitteln aus dem Digitalpakt: „… sie verfügen oft nicht über ausreichendes und hinreichend qualifiziertes Personal, um zügig die Mittel beantragen zu können. Hier braucht es unkomplizierte Verfahren und eine Finanzierung externer Beratungskosten. … Weiterhin steht dort:

Im Digitalpakt waren 500 Millionen Euro zur Förderung von Administratoren geplant, die sich um die digitale Technik kümmern sollen. … Im Zusatzprogramm für Administratoren flossen aber bisher nur rund 11 Millionen.

Leider sind zum Beispiel in der Schleswig-Holsteinischen Digitalpakt-Richtlinie Honorare / externe Berater nicht Gegenstand der Förderung (Stand: 11/2020.). Wie hätten sie also abgerufen werden können? Im Digitalpakt des Bundes sind aber tatsächlich projektvorbereitende und –begleitende Beratungsleistungen externer Dienstleister vorgesehen, siehe Ziff. 3.2.4 DigitalPakt Schule 2019 bis 2024 *8c.

 

Das heißt: Es ist möglich! Freiberufliche IT-Administratoren und IT-Berater können als Honorarkräfte in Schulen arbeiten! Auch in anderen Tätigkeitsfeldern könnten Honorarkräfte und Projektanbieter eingesetzt werden.

Die Lösung: Temporärer Einsatz von Honorarkräften und externen Partner.

Nicht nur IT-Fachkräfte, sondern diverse freiberufliche Honorarkräfte und Projektanbieter sollten von Schulen, Schulträgern & Bildungsinstituten jederzeit, nach Bedarf, eingesetzt werden können – wie in Unternehmen seit Jahrzenten! Insbesondere (alle m/w/d):

  • IT- / Digitalisierungs-Begleiter
  • Referenten für Fortbildungen
  • Medienpädagogen / -Coaches als Unterrichtsbegleiter
  • DAZ- / DAF Lehrkräfte
  • LMS- & Web-Designer / Content-Manager
  • IT-System- & Netzwerktechniker
  • Anbieter von Schüler-Projekten insbesondere, aber nicht nur im MINT sowie BNE-Umfeld
  • und Weitere

Tatsächlich sind freiberufliche Honorarkräfte die Einzigen, die zu moderaten Honoraren wenigstens tage-, wochen- oder monatsweise bzw. projektweise helfen können. IT-Systemhäuser sind dagegen viel zu teuer! Normale Freiberufler (außer stark spezialisierte Nischen-Experten), kosten ähnlich viel wie Lehrkräfte inklusive aller Arbeitgeber- und Personalnebenkosten. Eine Lehrkraft kostet den Arbeitgeber pro effektive Arbeitsstunde im Durchschnitt 75 €/Stunde* – hierfür, zu zuzüglich Mehrwert-/Umsatzsteuer, sind auch Honorarkräfte buchbar! Und diese gibt es in jedem Ort, in jedem Bundesland. Vom einzelunternehmerischen Netzwerktechniker, freiberuflichen Medienexperten und -Dozenten, Webdesignern und Content-Entwicklern. Alle werden in Zukunft in Schulen gebraucht!

*Nicht von allen Bundesländern sind Personalkostentabellen im Internet verfügbar. Ich stellte meinen Honorar-Gehalts-Vergleich mit Zahlen aus Schleswig-Holstein her, siehe Quellen-Angabe 9 oder direkt hier, auf meiner Website.

Insbesondere, aber nicht nur für IT- und Medien-Support sowie bei einmaligen Vorhaben, Schulentwicklungstagen und Schülerprojektwochen sowie als Lernbegleiter im Unterricht könnten freiberufliche Honorarkräfte und Projektanbieter in Schulen arbeiten. Ich nenne sie: “Consultants for digital and sustainable Education.”

Diese könnten als medienpädagogische Lernbegleiter und Coaches Schulen unterstützen; dort und fernmündlich mit Rat und Tat (Support) helfen; auch Workshops und Fortbildungen geben, etc. Sie könnten die Aufgaben übernehmen, für die weder Lehrkräfte noch andere Mitarbeiter in Schulen ausgebildet worden oder verfügbar sind. Zunächst stunden- oder tageweise, zeitlich begrenzt – entsprechend des Bedarfs. Zudem sollte es schuleigene Digitalisierungs-Manager auf Dauer geben und so für nachhaltige digitale Bildung sorgen können. Um das realisieren zu können, brauchen Schulen im Grunde genommen nur einen “Topf”, sprich finanzielle Mittel, mit denen sie Freiberufler-Honorare und Schulprojektanbieter bezahlen könnten. Möglicherweise aus den Vertretungsfonds? Dem neuen Digitalpakt? Die finanziellen Mittel müssen die Länder dafür bereitstellen.

Auf jeden Fall kann eine nachhaltige Entwicklung von Schule in Bezug auf die digitale Transformation, laut vieler öffentlicher Stimmen, nur gemeinsam gelingen. Bildungssystem und Wirtschaft müssen hier eng zusammenwirken! Freiberufliche Honorarkräfte und Projektanbieter aus der Wirtschaft und dem gemeinnützigen Non-Profit-Umfeld sind für Schulen eine sinn-, mach- und verfügbare sowie finanzierbare Ressource.

Wo solche Fach- und Honorarkräfte zu finden sind?            Einige hier im Buch, siehe ab Seite 329; weitere bald auf der Online-Plattform co-edu.de

Bevor wir diesen Beitrag im Buch schließen, noch eine Ausführung, die sein muss:

Die Politik spricht ständig von „Informatikern“ – aber diese sind keine Medienexperten!

Es wird im Bildungssystems ständig von Informatik-Unterricht / -Pflichtfach und den Informatik-Lehrkräften gesprochen – doch: Tatsächlich müssen Lehrkräfte wie auch die meisten Schüler:innen (außer solche, die einen entsprechenden Beruf ergreifen möchten) niemals Aufgaben von Informatikern ausführen können. Denn Informatiker:innen beschäftigen sich überwiegend mit der Entwicklung von Anwendungen (PC-Software, Web- und Smartphone-Anwendungen), Hardware (-nahe) Programmierung und Systemlösungen, sowie mit Künstlicher Intelligenz, Maschinen-Programmierung, etc. Weiterhin beschäftigen sich Techniker / IT-Administratoren (nicht Informatiker) zum Beispiel mit der Installation und Administration von Netzwerken, Servern, Computern sowie Telefon- und Funkanlagen, hier in einer Client-Server-Umgebung.

Deutlich wird erneut: solche Tätigkeiten gehören nicht zum digitalen Lehren und Lernen dazu – die Aussage „Schulen brauchen Informatiker für digitale Bildung und digitale Transformation“ ist also nicht ganz richtig.

„Programmiert“ werden muss dafür in Schule selbst eigentlich nichts; IT-Administratoren für die hausinterne Client-Server-Umgebung und Anwendersupport werden gebraucht. Aber Lehrkräfte und Schüler selbst benötigen in einer digitalen Welt „nur“ ganzheitliche, weitgreifende Anwender-Kenntnisse.

In der elektronischen Datenverarbeitung (kurz: EDV) steht der Ausdruck “Anwender / User / Benutzer” übrigens für eine Person, die einen Computer, eine APP, ein Online-Portal oder andere digitale Medien benutzt. Zukünftig werden sowohl in Schulen, wie auch in fast allen anderen Lebens- und Berufsbereichen solche digitalen Anwender-Kenntnisse benötigt. Diese sollen digital kommunizieren können (das beherrscht jede Chefsekretärin, jede Bürokauffrau). Sie sollen zudem digitale Texte schreiben, digitale Videos und Podcasts (Audios) erstellen und/oder nutzen – und das ist digitaler Content! Solch ein digitaler Content wird teilweise von Webdesignern, in jedem Fall von Content-Managern /-Entwicklern, Online-Journalisten, Video-Producern oder, oder, oder erstellt. Medienpädagogen können das auch, aber klassische Informatiker können das nicht!

Auch die Lerninhalte in Lern-Management-Systemen (kurz: LMS) sind Content. LMS basieren auf Content-Management-Systemen – sie sind technisch das Gleiche. Das bedeutet: Webdesigner und Content-Entwickler, etc. können Lern-Management-Systeme betreuen, Lehrkräfte und Schüler:innen in der Nutzung und Produktion von Lehr- und Lern-Inhalten unterstützen oder selbst die Lerninhalte (Content) dafür produzieren.

Aus Sicht der Künstlersozialkasse* sind zuvor genannte Berufsbilder übrigens künstlerische Berufe im digitalen Kontext. Solche Künstler sind keine Informatiker!

Abschließend: Einerseits ist kaum möglich, die digitale Transformation so zu realisieren, wie die Politik es sich derzeit vorstellt. Andererseits ist es möglich: durch den Einsatz von freiberuflichen Honorarkräften aus verschiedenen Berufsfeldern (nicht nur aus der Informatik), was die Möglichkeiten vervielfältigt!

Auf den letzten Buchseiten stellen sich die Autoren vor, welche teilweise Lehrkräfte und Pädagogen, teilweise freiberufliche Honorarkräfte sind.


Kontakt zur Autorin: s.braun-speck@tiefenschaerfe.de oder s.braun-speck@sii-kids.de


*Künstlersozialversicherungsgesetz (KSVG) und die vom Gesetzgeber mit der Umsetzung dieses Gesetzes beauftragte Künstlersozialkasse (KSK) sorgen dafür, dass selbständige Künstler und Publizisten einen ähnlichen Schutz der gesetzlichen Sozialversicherung genießen wie Arbeitnehmer. Siehe: https://www.kuenstlersozialkasse.de/


Quellen (alle zuletzt abgerufen in der letzten Mai-Woche 2022):

  1. Lehrkräfte-Bedarf
    1. IW-Köln. Bedarf durch ukrainische SuS, Mai 2022: https://www.iwkoeln.de/studien/wido-geis-thoene-moegliche-auswirkungen-des-kriegs-in-der-ukraine-im-deutschen-bildungssystem.html
    2. KMK https://www.kmk.org/aktuelles/artikelansicht/kmk-legt-neuen-bericht-zum-lehrkraeftebedarf-vor-weiterhin-steigender-bedarf-aber-auch-gute-aussicht.html
    3. VBE: https://www.vbe.de/service/expertise-lehrkraeftebedarf-angebot-bis-2035
  2. Zahlen aus SH:
    1. Informatik-Lehrer in SH 2019: https://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl19/drucks/01700/drucksache-19-01737.pdf
    2. Anzahl Schulen in SH 2021: https://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl19/umdrucke/04400/umdruck-19-04460.pdf
  3. BigBlueButton-Konfiguration: https://docs.bigbluebutton.org/2.2/install.html#minimum-server-requirements
  4. Berufe-Glossar von S. Braun-Speck: https://media4schools.de/berufeglossar/ oder hier: https://tiefenschaerfe.de/berufe-it-medien/
    1. und/oder: Berufe-Net der Agentur für Arbeit: Direkt-Link oder: https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/faces/index?path=null/berufsfelder/suchergebnisseBerufsfelder&fil=eJwzNCAKGIIAcUqJBABqvRa3
  5. Artikel: Ausgebremst! Corona, Homeschooling & die Folgen für Ki/Ju https://erkant.de/corona-hinterfragt/
  6. Bitkom, 1/2022: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/IT-Fachkraefteluecke-wird-groesser
  7. Statistiken zu Schulen:
    1. Destatis: 3/2022: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Schulen/_inhalt.html
    2. Oder: https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=themes&levelindex=0&levelid=1653726058568&code=21#abreadcrumb
      1. Allgemeinbildende. Schulen (GS, GMS, GYM, Sonder-) : https://www.statistischebibliothek.de/mir/receive/DEHeft_mods_00136642
      2. Berufsschulen: https://www.statistischebibliothek.de/mir/receive/DEHeft_mods_00136955
    3. Digitalpakt:
  1. Honorar-Gehalts-Vergleich: https://tiefenschaerfe.de/was-kosten-freiberufler/
  2. Informatik-Pflichtfach:
    1. https://informatik-monitor.de/
    2. https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/III/Presse/PI/2021/November_2021/III_informatik.html
    3. https://fachportal.lernnetz.de/sh/faecher/informatik/aktuelles/pilotphase-pflichtfach.html

 

Anfang Januar 2021 ist das Buch “Agilität & Bildung” als digitale PDF erschienen. Federführende auf Media4Schools.de sowie tiefenschaerfe.de, Susanne Braun-Speck, hat zwei Beiträge dafür geschrieben. Sie kann auch als Referentin dazu gebucht werden!

2.3 | Agile Mindmaps für Projektarbeit in Schulen (ab Seite 114)

2.4 | ScoreCards als Bewertungs-Werkzeug für Projektarbeiten (ab Seite 122)

Inhalt / Klappentext:

Das Thema „Agilität und Bildung“ lässt sich nicht einfach zwischen zwei Buchdeckel packen. Vielmehr zeigt sich, dass Agilität in Bildung ein schon bekanntes, und zugleich stetig wachsendes Feld ist. Agilität ist KEIN Buzzword, sondern steht für eine wohlüberlegte Herangehensweise. Dieser Begriff darf nicht einseitig gesehen oder genutzt werden. Es tut sich eine schon in Teilen bekannte Landschaft auf, in der man immer wieder neue Dinge erkunden kann und altes wiederfindet.

Dieses Buch – geschrieben von 34 Autor:innen aus allen Bereichen der deutschen und schweizerischen Bildungsbranche – ist der Versuch, viele Elemente dieser Landschaft sichtbar zu machen: Grundgedanken über Agilität genauso wie Praxisbeispiele aus dem Bildungsalltag. Ein kundiger Reiseführer sozusagen. Wir möchten die Leser:innen einladen, diese Reise ins Land der Agilität anzutreten, um selbst weitere spannende Orte zu entdecken. Dieses Buch ist ein guter Kompass und “guide on the side”.

Zwecks Download als pdf: klicke auf das Bild!

 

 

 

Am 7. und 8. Januar 2021 fanden in Schleswig-Holstein – geplant / unabhängig vom derzeitigen Lockdown – Distanz-Lerntage für Schulen statt. Diese sollten bevorzugt zur Weiterbildung genutzt werden. Susanne Braun-Speck stellte dafür ihre Online-Kurse für Schüler kostenfrei bereit. Siehe hier auf: Media4Schools.de/Kurse  Der NDR interviewte und drehte am Donnerstag, während sie als Referentin für digitale Bildung für die Julius-Leber-Schule in Lübeck aktiv war.

Im TV-Beitrag war sie zusammen mit dem stellvertretenden Direktor und Lehrkräften der JLS Lübeck zu sehen. NDR-Moderatorin war Hanna Bird. Im Radio-Beitrag ist sie zusammen mit dem Moderator Pascal Hillgruber (ehemals Lehrer !) zu hören.

Einer von zwei Radio-Beiträgen auf Welle Nord:


Sowie der Link zum TV-Beitrag beim NDR, Schleswig-Holstein-Magazin


Dem Reinfelder Verein sii-kids & -talents e.V. (u.a. Initiator & Unterstützer der Online-Schülerzeitung erkant.de) wurde am 16.12.20 im Rathaussaal eine Auszeichnung für seine Nachhaltigkeits-Kurse überreicht.  Einige Kurse sind jetzt offen zugänglich.

Die für den 17. November 2020 geplante feierlicher Preisverleihung in Kiel musste Coronabedingt abgesagt werden. Kurz vor dem erneuten harten Lockdown hat RENN.nord den Preisträgerinnen aus Schleswig-Holstein den Preis in Rendsburg und Reinfeld vor Ort überreicht.

Umweltminister Jan Philipp Albrecht richtete den Preisträgerinnen seine Glückwünsche mit einer Video-Botschaft aus (siehe unten).

Vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) in Kooperation mit den Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeits-Strategien (RENN.nord) wurden bundesweit 40 Initiativen als “Projekt Nachhaltigkeit 2020” ausgezeichnet. Zwei davon aus Schleswig-Holstein. Dabei: Das Flensburger Projekt “Nachhaltig erzählen” der Büchereizentrale Schleswig-Holstein, vertreten durch Susanne Brandt. Sowie das Projekt “Media4Teens” vom Verein sii-kids & -talents eV., vertreten durch Susanne Braun-Speck, mit digitalen Angeboten für “Bildung für nachhaltige Entwicklung” (kurz: BNE) aus Reinfeld.

„Eigentlich wollten wir die Preisverleihung im November in der Lille-Brauerei in Kiel feiern, inklusive einem Auftritt von MASH!-Der Musical Academy Schleswig-Holstein, die ein Musical zu den 17 Nachhaltigkeitszielen entwickelt haben. Nun haben wir die Preisträgerinnen vor Ort besucht, um die Preise zu überreichen. Beide Projekte sind tolle Beispiele für gelungene Bildung für nachhaltige Entwicklung.“, sagt Dr. Maria Grewe, Mitarbeiterin von RENN.nord.

Online-Schülerkurse von Media4Teens sind jetzt offen zugänglich!

“Ich beschäftigte mich 2020 überwiegend mit nachhaltiger “Digitaler Bildung”. Wie sieht digitale Bildung aus, die Schülern nachhaltig nutzt und langfristig wirkt? Aktuell erschweren unter Anderem fehlende informatische Grundkenntnisse Schülern (m/w/d) und Lehrkräften das Distanzlernen per Homeschooling. Dazu gibt es jetzt offene Kurse“, verkündigte Susanne Braun-Speck. In diesen geht es um:

  • Online- / Video-Konferenzen – als SuS daran teilnehmen
  • E-Mails einrichten & nutzen
  • Hausaufgaben-Organisation bei Homeschooling
  • Text-Bearbeitung & -Formate
  • PDF-Dateien kennen, erstellen & nutzen
  • sowie der BNE-Kurs mit dem Thema “Smartphones” als mögliche Projektarbeit

Der folgende Link führt zu den Kursen: https://media4schools.de/kurse/

Hier die Video-Botschaft von Minister Albrecht:

Im Mittelpunkt der Corona-Krise steht insbesondere auch das Bildungssystem. Wie kann Schule funktionieren, wenn Schüler ständig in Quarantäne sitzen? Wie werden Lehrkräfte er- oder eingesetzt, die zu Corona-Risikogruppen gehören? Wie gelingt digitale Bildung krisengerecht und nachhaltig, wenn Erfahrung und Fachleute dafür fehlen? Endgeräte gerade erst geliefert und Lern-Management-Systeme im Quarantäne-Fall spontan eingerichtet werden? Das bei IT-Fachkräftemangel? Die Lösung in Kürze:

Freiberufliche Digitalisierungs-Manager & Medien-Coaches unterstützen Schulen!

IT- / Digitalisierungs- / Medien-Experten werden in Schulen grundlegend gebraucht, um digitale Bildung nachhaltig gestalten zu können. Genauso wie in Firmen – auf Dauer.

Mit #Freelancer4Schools können aber auch akute Corona-Probleme gelöst werden: freiberufliche IT- und Medien-Experten könnten als Helfer in der Krise, als Lernbegleiter und Aushilfslehrkräfte eingesetzt werden, womit sogar drei Ziele erreicht werden würden:

  • Corona-bedingten Lehrermangel ausgleichen
  • Freiberuflern in der Krise ein Einkommen sichern
  • IT- und Medien-Knowhow in die Schulen bringen.

Hier könnte eine neue “Symbiose-Art” entstehen, meint Susanne Braun-Speck, Referentin für digitale Bildung und ehemalige IT-Personalvermittlerin.

Ist-Situation Herbst 2020: Der Schulalltag ist von AHA-L-Regeln geprägt sowie von Bildung, die entweder im Eiltempo oder auf Sparflämme läuft. Einige Schulen setzen auf Vorarbeit und verlangen von Lehrkräften und Schülern 150% Leistung. Andere Schulen setzen auf Minimalismus und specken den Lehrplan auf das Notwendigste ab. Mögliche CoVid19-Erkrankungen und eventuelle Quarantänen erzeugen Druck und Stress – seit vielen Monaten! Die mangelnde Erfahrung mit Homeschooling, mit Fernunterricht, der pädagogischen Herangehensweise und der digitalen Technik dazu, sorgt zunehmend für Stress. Obwohl die Lehrkräfte teilweise in Sachen Lern-Management-Systemen, Online-Konferenzen führen, etc. mittlerweile geschult sind, Glasfaserleitungen, WLAN und mancherorts neue Endgeräte vorhanden sind, funktioniert es dennoch sehr, sehr häufig nicht. Und: Schüler werden darin noch längst nicht geschult. Sie müssen alles erproben und weitestgehend zusehen, wie sie klarkommen. Funktionierende und nachhaltige digitale Bildung ist das nicht.

„Oft bricht die Internetverbindung ab oder ist grundlegend zu schwach; bei Online-Konferenzen haben viele noch nicht einmal Ton – wie soll so digital kommuniziert werden? Außerdem sind auch Schüler zwar Smartphone-affin, aber nicht in der Anwendung von Tablets mit all seinen vielen Software-Anwendungen (APP´s) s und Tools geübt. In meinen Workshops erlebe ich seit Corona-Krisenbeginn ständig solche Situationen oder bekomme sie erzählt. Manchmal auch mit Beschwerden – ich hätte ja gesagt, das empfohlene Online-Konferenztool würde super funktionieren“, ist Braun-Specks Erfahrung.

Tut es auch, die Probleme liegen woanders. Aber wo?

Eins weiß die Referentin ganz sicher: Am Online-Konferenztool selbst liegt es nicht. Sie selbst nutzt BigBlueButton, welches seit 2007 für die Bildungsbranche entwickelt wird. Es ist datenschutzkonform und bietet mehr integrierte Funktionen als ähnliche Tools: zum Beispiel ein digitales Whiteboard als Tafelersatz. Wenn ihre Kursteilnehmer Zuhause sind und sich vor dort in die Onlinekurse einwählen, gibt es vereinzelt Verbindungsprobleme. Insbesondere dann, wenn die Teilnehmer im ländlichen Raum leben. Doch in Schulen vor Ort gibt es sehr oft, fast unlösbare Probleme mit Internetverbindungen bei allen Teilnehmern.

Was ist jeweils die tatsächliche Ursache dafür? Liegt es am (W)LAN der Schule? Am Landesserver? An den Endgeräten? Am Benutzer? An alten Kabeln oder falsch verlegten? An den Online-Konferenztools selbst liegt es nicht – möglicherweise aber an dem Server, auf dem sie installiert sind. Oder weil gerade Zuviele zeitgleich darauf zugreifen. Doch: Die Server-Leistung (RAM/Arbeitsspeicher, Kernel- oder sogar Server-Anzahl) könnte erhöht werden – aber wer weiß das schon? Wer sollte in der Schule herausfinden, was nicht funktioniert? Generell und in der Krise unter Corona-Bedingungen?

Es gibt in den Schulen niemanden, der einschlägiges Knowhow und die Zeit für sowas hätte. Also Niemanden, der Netzwerk- und Systemadministrator ist, Content-Manager oder Dozent für digitale Anwendungen.

„Es gibt mehr als 150 IT- und Medienberufe, für welche jeweils eine einschlägige Ausbildung, meistens ein Studium, erforderlich ist. Entsprechend ist verwunderlich, dass Politik und Gesellschaft erwarten, dass nicht-digitalaffine Lehrkräfte das mal eben nebenbei lernen und leisten. Auch können Schüler allein keine Websites entwickeln oder sind als Smartphone-User am PC fit – es sind doch nicht alle Wunderkinder“, meint Braun-Speck, welche vor 19 Jahren (2002) das erste Berufe-Glossar der Branche erstellt hatte (siehe Quellen unten oder Link).

Zwar ist auch auf Bundesebene mittlerweile angekommen, dass Schulen „IT- und Medienexperten“ brauchen – aber: wann die kommen können, steht in den Sternen.

Dabei spricht die Politik von „Informatikern“, aber: Das ist das falsche Berufsbild.

Im Sprachgebrauch von Beteiligten des Bildungssystems wird ständig von Informatik-Unterricht und Informatik-Fachlehrern gesprochen, welche dringend gebraucht werden. Doch: Tatsächlich müssen Lehrkräfte wie auch Schüler KEINE Aufgaben von Informatikern ausführen können. Informatiker beschäftigen sich in ihrer Berufstätigkeit überwiegend mit der Entwicklung von Programmen, Software, Hardware und Systemlösungen, sowie mit Künstlicher Intelligenz, Maschinen-Programmierung oder zum Beispiel mit der Installation und Administration von Systemen & Netzwerken.

Lehrkräfte und Schüler brauchen in einer digitalen Welt “nur” Anwender-Kenntnisse.

In der elektronischen Datenverarbeitung (kurz: EDV) steht der Ausdruck “Anwender / User / Benutzer” für eine Person, die einen Computer, eine APP, ein Online-Portal oder andere digitale Medien benutzt. Zukünftig werden sowohl in Schulen, wie auch in fast allen anderen Berufsbereichen solche digitalen Anwender-Kenntnisse benötigt. Also zum Beispiel digitales Schreiben und Kommunizieren, online Recherchieren und Lernen, etc.

Klar wird: Für manche Aufgaben auf Dauer, sowie für neue Vorhaben und Projekte, sowie für die Corona-Krise werden einschlägig qualifizierte ITK- und Medien-Experten in Schulen gebraucht. Anders ist nachhaltige, digitale Bildung nicht möglich.

Bereits im Sommer 2018 entwarf Braun-Speck den Beruf des IT- / Digitalisierungs-Managers für Schulen und versuchte, dafür im Bildungswesen Gehör und in der Wirtschaft Unterstützung zu finden. Solche Digitalisierungs-Manager oder auch Medien-Coaches sollen die treibende, führende und organisatorische Kraft zur Entwicklung und Einführung von Medienkonzepten und Technik sein. Für jede Schule einen Digitalisierungs-Manager war angedacht, denn:

Wie sollte sonst Digitalisierung in Schulen gelingen – mit beispielsweise 800 Schülern und 60 Lehrern (= 860 User), wenn kein einziger IT-Experte im Hause ist?

In der Regel ist es so, dass an einer Schule ein bis zwei Lehrer zwei Zusatzstunden pro Woche haben, um als technische Ansprechpartner und Supporter zu agieren. Bedeutet: sie haben ständig “Land unter” und wissen nicht, wie sie diese umfangreiche Zusatzaufgabe stemmen sollen. Erzählt wird auch von Schulen, wo die Schülertechnik-AG – auch oder insbesondere während des Unterrichts – diesen Job an der Schule machen. Hausmeister sind auch involviert. In manchen Bundesländern gibt es mittlerweile Medienzentren oder IT-Systemhäuser in öffentlicher Hand, sowie Beratungs- und IT-Unternehmen, aber … Es funktioniert ja nicht. Wie kann es sein, dass Schulen immer noch überwiegend alleine im Regen stehen?

Ein vergleichsweiser Blick in die Wirtschaft: In Unternehmen mit beispielsweise 860 Usern gäbe es eine ganze IT-Abteilung! Und externe Berater für neue Vorhaben und Projekte.

Zuletzt sprach Braun-Speck von der Situation und der Idee der Digitalisierung-Managern in Schulen im Juni 2020 mit ihrem gleichnamigen Impuls-Beitrag beim

Barcamp #SchuleNeuDenken von Dorothee Bär

Am 20.6. fand das Online-Barcamp #SchuleNeuDenken auf digitalitaet20.de statt. Veranstalter war das Bundeskanzleramt in Verantwortung der Beauftragten der Bundesregierung für Digitales, Dorothee Bär. Dabei: 1.700 aktive Teilnehmer plus Zuschauer, 32 Sessions (Aufgabenfelder), aufgeteilt in 80 Online-Konferenzräume (mit dem Tool BigBlueButton). In jeder Session gab es mehrere Impuls-Beiträge, welche dann in den Live-Sessions diskutiert wurden.

Leider wurde die Website des Barcamps https://digitalitaet20.de gehakt – aktuell (Stand: 6. und 7.11.20 morgens) ist die Website nicht erreichbar. Sie war gehakt worden und zwischenzeitlich mit Fremdinhalten gefüllt. Braun-Speck entdeckte das zufällig, weil sie Jemanden den Link zu ihrem Impuls senden wollte. Sie informierte sowohl die Staatssekretärin von Dorothe Bär – Dr. Dorit Bosch – wie auch die betreibende Agentur. Diese arbeitet bereits daran, die Website wiederherzustellen. Aber zum Glück gibt es noch eine weitere Domain, auf der die einleitenden Sessions des Barcamps erreichbar sind. Die von Braun-Speck ist diese > bitte Link im Webbrowser öffnen: https://digitalitaet20-impulse.de/?p=4273

Dennoch werden derzeit die Ergebnisse des Barcamps ausgewertet. Aber nicht vom Digitalisierungs-Ministerium, sondern von Privatpersonen und Unternehmern – warum? Dazu gab es bisher keine Antwort. Siehe Twitter unter den Hashtags #schuleneudenken #digitalitaet20

Problem: Der Arbeitsmarkt gibt solche Fachkräfte nicht her!

Selbst wenn die Politik bereits IT- / Digitalisierungs- sowie Medien-Experten im Bildungssystem vorsehen würde und die Finanzierung sichergestellt wäre: Am ITK-Arbeitsmarkt fehlen laut dem Branchenverband BITKOM circa 125.000 IT-Fachkräfte. Entsprechend gibt es KEINE Fachkräfte, die das Bildungssystem für sich finden könnte. ITK ist die Abkürzung von Informations- und Telekommunikations-Technik. Für die pädagogischen Aufgaben gibt es mittlerweile den Beruf des Medienpädagogen – aber welche Schule hat so jemanden? Wie viele sind davon auf dem Arbeitsmarkt verfügbar?

Die Einzigen, die zu moderaten Honoraren wenigstens tage-, wochen- oder monatsweise bzw. projektweise helfen können, sind hochqualifizierte Freiberufler.

Zwar könnten – bei ausreichender Mitarbeiteranzahl – auch IT-Systemhäuser und Beratungsfirmen solche Fachkräfte für Schulen  liefern, doch: Dort kosten diese 1/3 bis doppelt soviel. Freiberufler sind dagegen inklusive aller Arbeitgeber- und Personalnebenkosten nicht teurer als zum Beispiel Lehrer. Das im Durchschnitt 75 €/Stunde (netto). Berechnung dazu siehe Quellen-Angaben oder direkt hier.

Insbesondere, aber nicht nur während der Corona-Krise, könnten Freiberufler aus der ITK-/ Digitalisierungs- & Medienbranche eingesetzt werden. Kurz: #Freelancer4Schools oder auch #Consultants4Schools.

Diese könnten als medienpädagogische Lernbegleiter & Coaches in Schulen unterstützen; dort und fernmündlich mit Rat und Tat (Support) helfen; auch Workshops geben, etc. Sie könnten die Aufgaben übernehmen, für die weder Lehrkräfte noch Hausmeister ausgebildet worden sind. Das geht auch kurzfristig und relativ spontan und würde enorm beim Homeschooling helfen! Zunächst stunden- oder tageweise? Auf jeden Fall auf Abruf und nur bei Bedarf. Das heißt, es entstehen keine Fixkosten. Außer Einzelne, die als schuleigene Digitalisierungs-Manager auf Dauer besser bleiben sollten und so für nachhaltige digitale Bildung sorgen können.

Um das realisieren zu können, brauchen Schulen im Grunde genommen nur einen “Topf”, sprich finanzielle Mittel, mit denen sie Freiberufler-Honorare bezahlen könnten. Möglicherweise aus den Vertretungsfonds? Dem Digitalpakt?

Sogar die am schlimmsten von der Corona-Krise gebeutelten Freiberufler, die Kreativen und Künstler, könnten in Schulen eingesetzt werden – als Lernbegleiter für digitale Bildung.

Wie das? Digital, digital, digital … Die Lehrpläne und Medienkonzepte sehen vor, dass Lehrkräfte und Schüler sich zunehmend mit Software-Anwendungen und Medien auseinandersetzen. Sie sollen digitale Texte schreiben, digitale Videos und Podcasts (Audios) erstellen, digitale Bilder und Videos – das ist digitaler Content!

Solch ein digitaler Content wird teilweise, nicht nur, von freiberuflichen Künstlern erstellt. Diese heißen Webdesigner, Content-Manager, Online-Journalisten, Video-Producer und und und. Sie könnten derzeit als Lernbegleiter in Schulen aushelfen – und Geld verdienen, wodurch sie dann nicht auf Hilfen vom Staat angewiesen wären.

Content ist eins der neuen Buzz-Worte im Bildungssystem!

„Content ist King“ heißt es seit Jahren in der Wirtschaft, wenn es um Online- und Social-Media-Marketing geht. Jetzt auch in der Bildung! Denn: Die Lerninhalte in Lern-Management-Systemen (kurz: LMS) sind Content. LMS basieren zudem auf Content-Management-Systemen – sie sind technisch in der Regel das Gleiche. Das bedeutet: Webdesigner können Lern-Management-Systeme betreuen, Lehrkräfte und Schüler in der Nutzung schulen und die Lerninhalte (Content) dafür produzieren. Ja, sogar freiberufliche Kunstmaler könnten die fehlenden Kunstlehrer in Schulen ersetzen – wenigstens zeitweise. Auch freiberufliche Event-Manager könnten bei Corona-Quarantänen helfen. Organisation und Planung ist ihr Job.

Aus welch einem Grund, sollen sie arbeitslos Zuhause sitzen, „Stütze“ bekommen, obwohl sie in Schulen gebraucht werden?

Klar wird durch diese Ausführung: Informatiker sind dafür nicht die Richtigen. Aber in der Kreativ- / Künstler-Branche sind die dafür passenden Fachkräfte zu finden. Sind sie Freiberufler und keine Festangestellten, sind sie auch in nennenswerter Zahl am Arbeitsmarkt verfügbar. Heute, während der Corona-Krise, aber auch auf Dauer.

Lehrer-Risikogruppen fit für Homeschooling machen.

Erste Aufgabe der Freiberufler könnte sein, die Lehrkräfte, welche zu Corona-Risikogruppen gehören und aktuell vorsorglich krankgeschrieben sind, absolut fit in Sachen digitaler Bildung zu machen? Dann könnten diese Lehrkräfte vorn Zuhause aus Arbeiten und Schüler unterrichten, die in Corona-Quarantäne sitzen.

Bleibt nur noch die Frage, wie nun diese Freiberufler bezahlt werden und wie sie mit den Schulen zusammenkommen. Finanzierung ist Bundes- bzw. Ländersache. Für die Prozesse und Technik dazu hat Braun-Speck ebenfalls ein Konzept parat und die technische Lösung dafür vorbereitet. Mit dem Bildungsministerium von Schleswig-Holstein steht sie dazu bereits in Kontakt. Doch um das aus den Angeln zu heben wird ein interdisziplinäres Team gebraucht, sowie die Förderung und Unterstützung der Politik und Wirtschaft.

Wie einige Andere meinen, sagt auch sie:  „Digitale Bildung muss nachhaltig angelegt sein und kann nur gemeinsam gelingen. Wirtschaft und Bildung müssen hier eng zusammenwirken. Freiberufler (aus der Wirtschaft) für Schulen sind eine mach- und verfügbare sowie finanzierbare Ressource. Dafür suche ich Unterstützung!“ Kontakt: kontakt@media4schools.de


Urheber des Textes und der oben genannten Ideen:

Susanne Braun-Speck, 52j aus SH, ist heute freie Referentin für digitale Bildung und freiberufliche Online-Marketing-Beraterin mit Schwerpunkt Webdesign und Content-Management. Zuvor 1996-2016 war sie IT-Personalvermittlerin und Franchise-Geber mit ehemals größerer (eigener) Firma. Kunden waren Mittelstand und Großunternehmen wie T-Systems, Dräger Medizintechnik, und viele mehr in der Größenordnung. Es gab von ihrer Vermittlungsagentur 9 Franchise-Niederlassungen in Deutschland.

Seit 2011 engagiert sie sich in Schulen, organisierte zunächst Kurse im Ganztagsbereich für hochbegabte Kinder (mit Themen wie Bionik, Scratch, Robotik, etc); wurde dann selbst zur Referentin im Enrichment-Bereich; war mehr als 4 Jahre aktive Elternvertreterin, und kennt somit Schule in mehreren Rollen. 2017 gründete sie mit Schülern eine Online-Schülerzeitung (als digitales Lernprojekt), welche 2018 und 2020 die beste Online-SZ von Deutschland wurde (Niveau: GYM/GMSmO). Seit Anfang 2019 führt sie auch für Lehrkräfte in Schleswig-Holstein Workshops zu digitalen Themen durch. Aktuelles steht hier: media4schools.de (Betreiber ist ihr Verein sii-kids & -talents e.V.). Ihre Freiberufler-Website ist tiefenschaerfe.de


Quellenangaben:

  • IT- und Medien-Berufe: Booklet von S. Braun-Speck von 2002 (Link)
    • IT-Berufe > Berufe-Net der Agentur für Arbeit (Link)
    • Medien-Berufe > Berufe-Net der Agentur für Arbeit (Link)
  • IT-Fachkräftemangel Bitkom (Link)
  • Lernplattformen / Content > Wikipedia (Link)
  • Barcamp SchuleNeuDenken, Digitalitaet20 (Link)
  • Was kosten Freiberufler, was Mitarbeiter im öffentlichen Dienst? (Link)